Sunshine State, "Sonnenschein-Staat", nennen die Amerikaner ihren 27. Staat zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Golf von Mexiko. Nirgendwo in den USA gibt es im Jahresdurchschnitt so viele Sonnentage wie in Florida. Das freut nicht nur die Einwohner Floridas. Das Klima, die rund 1600 Kilometer Sandstrand und die vielen Attraktionen ziehen jährlich auch Millionen Urlauber an.
Je höher man nach Norden fährt, um so südlicher wird es, heißt es in Florida. Damit ist die Nähe zu den Südstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika, den USA, gemeint: Georgia und Alabama. Diese Bundesstaaten grenzen unmittelbar an den Panhandle. Panhandle, zu deutsch "Pfannenstiel", ist der nördlichste Landstrich Floridas. Im gemäßigten Klima wachsen hier auf riesigen Feldern Baumwolle, Tabak und Erdnüsse. Eichen säumen die Straßen. Die Landschaft ist vielseitig.
Es gibt Berge und dichte Wälder und immer wieder Überbleibsel aus vergangenen Tagen: alte Herrenhäuser aus der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg, Forts aus dem Bürgerkrieg (1861 bis 1865)
sowie historische Schlachtfelder. Im Westen des Panhandles, an der Küste zum Golf von Mexiko, findet man den weißesten Sandstrand der gesamten Halbinsel. Badegäste sind hier vorwiegend Urlauber aus
den Südstaaten. Nicht nur geografisch, auch im Lebensstil hat man im "Pfannenstiel" eine engere Beziehung zu den Südstaaten als zum Süden des eigenen Bundesstaates.
Florida ist zweigeteilt: landschaftlich, klimatisch und kulturell. Der Süden ist flach. Grasland und Sümpfe herrschen vor. Alligatoren und Schlangen sind in der subtropischen Sonne zu Hause. An der
Küste wachsen Palmen und in Miami sprechen ebenso viele Menschen Spanisch wie Englisch. Nordamerikanische und europäische Touristen reizt hier vor allem der Lebensstil, der die Nähe zu Lateinamerika
und der Karibik nicht leugnet. Kuba liegt nur rund 150 Kilometer entfernt.
Im Norden Floridas liegt die fast unbekannte Hauptstadt Tallahassee. Sie hat den Reiz einer Kleinstadt und ist mit einer Metropole wie Miami im Süden nicht zu vergleichen. 181.000 Einwohner zählte man 2010. Bis die Spanier Tallahassee im 16. Jahrhundert entdeckten und eroberten, gehörte das Dorf dem Indianerstamm der Appalachees. Der Name Tallahassee verrät noch heute die indianische Abstammung und bedeutet "sieben Hügel".
Die Besiedlung Floridas begann 1559 im Norden. Aber erst 1824 wurde Tallahassee Floridas Hauptstadt. Der Handel mit Baumwolle und Holz aus den umliegenden Feldern und Wäldern war das Hauptgeschäft, das der Stadt Wohlstand bescherte. Tallahassee macht noch heute einen wohlhabenden Eindruck, obwohl es mit dem Ende des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich an Bedeutung verlor. Die Erschließung des Südens durch den Ausbau der Eisenbahnstrecke brachte das mit sich.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts zählt die heutige Industriemetropole Jacksonville zu den bedeutendsten Handelshäfen an der südöstlichen Atlantikküste. Sie ist Umschlagplatz für Im- und Exporte der Südstaaten. Für den nordamerikanischen Markt wird vor allem Kaffee aus Mittel- und Südamerika verschifft. 48 Kilometer südlich der Metropole liegt die älteste noch existierende europäische Siedlung auf nordamerikanischem Boden: Saint Augustine. Hier landete 1513 der Spanier Ponce de Leon.
Noch heute pflegt man die Traditionen der spanischen Kolonialstadt, wie sie vor 250 Jahren einmal war. Im sogenannten "Spanish Quarter", einem Freilichtmuseum, sind Wohnhäuser und Werkstätten genau rekonstruiert worden. Darsteller spielen hier den Besuchern das koloniale Leben vor. Auch außerhalb des Freilichtmuseums gibt es in dem 12.000 Einwohner zählenden Städtchen noch gut erhaltene Gebäude aus der Kolonialzeit.
Die langgestreckte Küste am Golf von Mexiko, die "Space Coast" mit Orlando und die "Gold and Tresure Coast" am Atlantik bilden die Mitte Floridas. Zentralflorida ist Anbaugebiet für Zitrusfrüchte
und Zentrum der Rinder- und Pferdezucht. Aber auch die berühmteste Maus der Welt ist an der Space Coast zu Hause: die Mickey Mouse in einem der größten Unterhaltungszentren, der Walt Disney
World.
Orlando war bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein verschlafener Ort, der vom Zitrusanbau lebte. Dann entstand 1936 der erste Freizeitpark Floridas "Cypress Gardens": ein üppiger botanischer Garten. Von
Disney hatte zu dieser Zeit noch niemand gehört. Als Attraktion kam 1942 eine Wasserski-Show dazu. In den 1960er Jahren begann der wirtschaftliche Boom: Das Weltraumprogramm am Cape Canaveral schuf
neue Arbeitsplätze, dann entstand Walt Disney World.
1971 wird der erste Themenpark "Magic Kingdom" errichtet. Lebensgroße Disney-Figuren begleiten den Besucher zu den Themenbereichen "Wilder Westen" oder "Kolonialzeit". 1982 entstand "Epcot", das in
der "Future World" die Welt von morgen vorstellt. Ab 1989 zeigen die "Disney MGM-Studios" (Metro Goldwyn Mayer), wie Filme und Fernsehshows entstehen. 1998: Fünfmal so groß wie "Magic Kingdom" ist
Disneys "Animal Kingdom". Auf Safari-Touren sind echte Tiere zu bewundern. Daneben gibt es aber auch ausgestorbene Tiere, die bei Disney in animierter Form weiterleben dürfen. Mehr als 30 Millionen
Besucher werden jährlich davon angelockt.
Walt Disney World bekam schon früh Konkurrenz. 1973 wurde die "Seaworld" eröffnet. Hier können Besucher die Meerestiere hautnah erleben. In der "Discovery Cove" sogar gemeinsam mit Delphinen
schwimmen. Hunderte von Alligatoren und Krokodilen werden im "Gatorland" zur Schau gestellt. In den "Universal Studios" sind King Kong, Spiderman und die Dinosaurier aus dem "Jurassic Park" zu
Hause.
Sonne pur plus Kultur: Im Westen, am ruhigen Golf von Mexiko, liegen endlose Strände, die zum Strandurlaub einladen. Auf eine kulturelle Abwechslung muss man aber nicht verzichten, zum Beispiel im Badeort mit den meisten Sonnentagen im Jahr: St. Petersburg. Den Namen verdankt die Stadt einem adligen Exilrussen. Dieser sorgte nicht nur dafür, dass der Ort einen Anschluss an die Eisenbahnlinie erhielt, sondern gab ihr auch den Namen seiner Geburtsstadt. Das war Ende des 19. Jahrhunderts.
Mit der Eröffnung des Salvador-Dalí-Museums 100 Jahre später hat die Stadt die weltgrößte Sammlung des spanischen Künstlers erhalten. Südlich davon liegt die Kunst- und Kulturstadt Sarasota. Berühmt ist das "Ringling Museum of Art", benannt nach dem Zirkusdirektor John Ringling, der mit seinen Erfolgen Multimillionär wurde und sein Geld in europäischer Kunst anlegte.
Den Süden Floridas beherrschen die Sumpfgebiete der Everglades. Nördlich davon: der Lake Okeechobee. Er ist der zweitgrößte Binnensee der USA.
Er versorgt den Naturschutzpark, die "Everglades", mit Wasser und die Menschen mit Trinkwasser.
An der Atlantikküste liegt der Ballungsraum Floridas. Er beginnt bei den mondänen Seebädern Palm Beach und Fort Lauderdale, dem größten Badeort des "Sunshine State", und endet bei Miami. "Magic City"
wird Miami auch genannt, weil es seit der Erschließung im Jahr 1896 zu einer Millionenstadt angewachsen ist. Ein großer Teil der Einwohner sind Exilkubaner.
Miami Beach, eine vorgelagerte Insel, wurde 1913 durch eine Brücke mit dem Festland verbunden und entwickelte sich danach zu einem mondänen Badeort. 1926 zerstörte ein Hurrikan die Anlagen. Doch in
den 1930er Jahren begann ein neuer Bauboom: Art-déco-Gebäude entstanden überall auf der Insel. Miami Beach rühmt sich heute, weltweit die größte Ansammlung von Art-déco-Gebäuden zu besitzen.
"Downtown" auf dem Festland dominieren futuristische Wolkenkratzer das Finanzviertel. In "Little Havanna" leben Exilkubaner, und zwar aus allen Schichten.
Von Miami in Richtung Süden führt eine Straße zum Overseas-Highway. Er verbindet die 200 Kilometer lange Kette aus 43 Koralleninseln untereinander, die sogenannten Keys. Am südlichen Ende der
Inselkette liegt der Badeort Key West: gleichzeitig der südlichste Zipfel der USA.